Stoffkunde – Das solltest Du über Stoffe wissen
Wer selber nähen kann, hat wesentlich mehr Spielraum in Sachen Mode und Inneneinrichtung. Stoffe für Kleidung, Wohnaccessoires und Deko-Ideen lassen sich ganz nach dem eigenen Geschmack auswählen und den individuellen Vorstellungen entsprechend gestalten. Dabei gibt es eine enorme Vielfalt an Stoffarten, -mustern und –farben, die auf verschiedenste Weisen kombiniert und zu allerlei nützlichen und hübschen Textilerzeugnissen verarbeitet werden können. Doch bevor Du selbst damit beginnst, all die faszinierenden Möglichkeiten auszuloten, kann ein Crashkurs in Stoffkunde nicht schaden. Denn jeder Stoff hat spezielle Eigenschaften, die es bei der Auswahl und Verarbeitung zu beachten gilt.
Zwischen Material und Ausführung unterscheiden
Angesichts der vielfältigen Stoffbezeichnungen kann es schnell passieren, dass man den Überblick verliert und sich bei der Stoffwahl eher von Farbtönen, Mustern und Spezialeffekten leiten lässt. Das ist ganz natürlich, jedoch kontraproduktiv, sofern man sich als Näheinsteiger unnötigen Frust bei den ersten Nähproben ersparen will. Eine grundlegende Unterscheidung zwischen Fasermaterial und Stoffausführung kann hierbei eine nützliche Orientierungshilfe darstellen.
Auch die Stoffausführung will Beachtung finden
Wenn Du also beim Stöbern nach Stoffen für Deine ersten Nähprojekte auf die Bezeichnung „100% Baumwolle“ stößt, ist das schon ein gutes Zeichen. Allerdings muss bei der Stoffwahl nicht nur auf das Fasermaterial, sondern auch auf die jeweilige Stoffausführung geachtet werden.
Und hier wird es vor allem begrifflich etwas komplizierter, denn mit der Zeit wurden viele verschiedene Stoffarten für unterschiedliche Zwecke entwickelt, die in ihrem Äußeren und ihren Eigenschaften zum Teil stark differieren. Jede Stoffvariante erhielt dabei eine eigene Bezeichnung, wobei Dir die eine oder andere davon sicher geläufig ist, zum Beispiel Denim, Cord, Spitze, Frottee, Tweed, Chiffon, Taft und Tüll. Andere wie beispielsweise Batist, Popeline, Biber, Gabardine, Musselin, Chaly, Habutai und Flock stellen jedoch für viele ein Fremdwort dar, obwohl man Kleider aus diesen Stoffen möglicherweise selbst im Schrank hängen hat.
Die genannten Beispiele sind querbeet aus allen Stoffmaterial-Kategorien gewählt, um die Vielfalt an Stoffnamen zu verdeutlichen. Traditionell aus Baumwolle bestehen dabei Batist, Popeline, Denim, Cord, Spitze und Frottee. Allein bei den Baumwollstoffen gibt es aber noch einige andere Varianten, die in ihrer Beschaffenheit von leicht locker (z. B. Baumwollkrepp, Voile und Käseleinen) bis hin zu schwer aufgeraut (z. B. Baumwollsamt) reichen. Ebenso wie bei den übrigen Stoffarten sind auch bei Baumwollstoffen Mischgewebe möglich. So wird beispielsweise manchmal Elasthan beigegeben, um den Stoff dehnbarer zu machen.
Manche Eigenschaften, die sich erst aus einer bestimmten Ausführung und eventuellen Fasermischungen ergeben, sind zwar für gewisse Zwecke sehr nützlich, jedoch beim Nähenlernen für Einsteiger unnötig irritierend. Daher ist es gut, wenn Du anfangs bei der Wahl des Stoffs darauf achtest, dass er weder elastisch noch zu glatt oder zu rau ist. Baumwollkrepp und Spitze eignen sich für den Anfang auch nicht besonders, gleichfalls schnell ausfransende oder empfindliche Baumwollstoffe wie Damast. Eine gute Übersicht, welcher Stoff sich für welches Projekt eignet findest Du im Übrigen bei farbenmix.de
Stoffe nach dem Gewicht beurteilen
Für Näheinsteiger ist es aber nicht unbedingt nötig, alle Spezialbezeichnungen der unterschiedlichen Stoffvarianten zu kennen. Um die passenden Nähutensilien bereitzustellen und einen Stoff angemessen verarbeiten zu können, reicht es schon aus, einen Stoff nach seiner Gewichtsklasse zu beurteilen. Hierbei gibt es grobgesehen nur drei Möglichkeiten: leicht, mittelschwer und schwer.
Im Allgemeinen haben sowohl leichte als auch schwere Stoffe spezifische Eigenschaften, die sie für bestimmte Nähprojekte zum idealen Material machen, jedoch Näheinsteigern Probleme bereiten können. Leichte Stoffe wie Crêpe, Organza, Chiffon und feine Seide sind empfindlich und erfordern besondere Sorgfalt bei der Näharbeit, nicht selten auch Hilfsmittel wie beispielsweise ein Stück Stickvlies, um überhaupt ordentlich mit der Nähmaschine verarbeitet werden zu können. Auch schwere Stoffe wie Jeans, Mantelstoffe oder Leder können eine besondere Herausforderung darstellen, bei der manchmal eigene Nähtechniken angewandt werden müssen. Daher ist der goldene Mittelweg für Anfangsprojekte natürlich ideal.